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1. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1888 - Wiesbaden : Kunze
212 Dritte Periode des Mittelalters. 6. Jda von Östreich. Unter den Frauen dieses Zeitraumes ist noch die verwitwete Markgräfin Jda von Östreich zu nennen. Sie hat an dem Kreuzzug des Herzogs Welf von Bayern (1100) mit einem großen Gefolge vornehmer Damen, kriegerisch gerüstet, teilgenommen, um Bagdad erobern zu helfen. Man hatte mit großer Sicherheit auf glücklichen Ausgang dieses Zuges gerechnet und sich wie zu einer lustigen Hochzeitfahrt gerüstet. Da waren Flöten, Schalmeien und Harfen, welche das kriegerische Trompetengeschmetter und Waffengetöse unterbrachen, und Possenreißer, Gaukler und Sänger folgten zur Kurzweil. Nebst dem Kriegswerkzeuge hatte man auch alles Hausgerät, Jagdnetze, Angeln, Hunde und Falken mitgenommen, um in dem schönen Lande, in dessen Besitz man sich sicher dünkte, alles sogleich zur Hand zu haben. Allein der Zug verunglückte gänzlich, und Jda geriet in Gefangenschaft, aus der sie nicht mehr heimkehrte. 7. Eleonore, die schöne, geistreiche Gemahlin Ludwigs Vii. von Frankreich, beteiligte sich (1147) an dem zweiten Kreuzzuge. Ihre leichtsinnige Aufführung bestimmte aber den König, sich von ihr scheiden zu lassen. Der Abt Suger hatte zwar noch einmal eine Aussöhnung bewirkt, allein nach dessen Tode trat die beiderseitige Abneigung so zutage, daß die Scheidung 1152 wirklich erfolgte. Ludwig hatte gewünscht, daß Eleonore nicht wieder heiraten möge; allein kaum war die Ehe gelöst, so vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich von Anjou (§. 28, 1), welcher Herzog der Normandie war und 1154 König von England wurde, und brachte demselben einen schönen Länderbesitz in Frankreich zu. Aber Heinrich, der jünger war als Eleonore, erregte ihre Eifersucht in so hohem Grade, daß sie sogar seine Söhne zur Empörung gegen ihren Vater verleitete. Infolge dessen wurde sie eingekerkert und brachte 26 Jahre im Gefängnis zu. Richard Löwenherz schenkte ihr, als Heinrich gestorben war, die Freiheit wieder; sie starb 1204. 8. Blanko, die Mutter Ludwigs Ix. von Frankreich (§.26,6), war eine fastilische Prinzessin und in Frankreich erzogen worden. Als ihr Gemahl, Ludwig Viii., im Kampfe gegen die Albigenser (1226) fiel und ihr Sohn erst 12 Jahre alt war, übernahm sie die vormundschastliche Regierung für denselben. Die gewandte, kluge und entschlossene Frau brachte durch ihr thatkräftiges Auftreten die unruhigen Großen zur Ruhe und schützte ebenso kräftig das Reich gegen äußere Feinde. Sie gab ihrem Sohne eine vortreffliche Erziehung und zog sich 1236 in das Privatleben zurück; doch übte sie auch weiterhin noch großen Einfluß auf

2. Geschichte des Mittelalters - S. 11

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 2. Göttersagen und Götterverehrung der Germanen. 11 Naturkraft, die Kuh Audhumbla die lebende Natur. Dmer erschafft die zerstörenden Eisriesen (Hrymtursen), Audhumbla den Gott Buri, den Vater Odins. Diner wird erschlagen; aus seinem Körper wird die Erde geschaffen. Die ersten Menschen entstehen aus einer Esche. Die Götter. Der unsichtbare, allwaltende Gott hieß ursprünglich Allvater; an der Spitze der 12 Äsen oder Hauptgötter wurde Odin (Wodan oder Wuotan), der Gott der edlen Geschlechter oerehrt. Er galt später als Vater der Götter und Menschen, als Gott der Sonne, weshalb er nur ein Auge hatte, als Lenker der Welt, als Lehrer der Menschen in künstlichen Bauten, als Ordner der Kriege und Lenker der Schlachten. Wer nicht in Odins Diensten stand, den küßten auch nicht die Walküren. Dies waren jungfräuliche Göttinnen, welche Odin aussandte, die Helden zum Göttermahle in Walhalla zu laden, dem Aufenthalte der Seligen. Odin hieß den eintretenden Einherier (Schreckenskämpfer) willkommen, der Sänger Bragi empfing ihn mit Gesang, längst vorangegangene Volkshelden begrüßten ihn, und Bragis Gemahlin Iduna reichte ihm den Apfel der Verjüngung, der ihm wie den Göttern Kraft, Schönheit und Jugend verlieh. Die Helden durften an den Kampfspielen der Götter teilnehmen und nach dem Mahle aus ewig grünen Auen lustwandeln. Wer aber den Heldentod nicht starb, der mußte als stummer Schatten hinabwandern in das Reich der bleichen Hel, wo kein Kamps, kein Spiel, kein Trank, sondern ein trauriges Zusammensein bereitet war. Walhalla, die Sehnsucht aller tapfern Helden, war eine riefengroße Feenstadt mit 500 Thoren und 50 Pforten. Täglich ritt hier Odin mit feinen Helden aus, tummelte die lustigen Rosse mit ihnen und ergötzte sich am heitern Kampfe. Die Helden durchbohrten sich mit den Speeren, spalteten einander die Köpfe oder teilten so gefährliche Streiche aus, daß Arme und Beine vom Körper sich lösten. Demungeachtet konnten alle nach geendetem Kamsspiele sich wieder frisch und munter auf ihren Rossen nach der Stadt begeben, wo ein stattliches Mahl bereitet war. An langen Tafeln schmausten die Helden vom Fleische des Skrimmer, eines Schweines , welches immer unversehrt blieb, auch wenn man täglich noch so viele und derbe Stucke davon abschnitt, und tranken dazu den köstlichen Gerstensaft , welchen die Walküren kredenzten. Auch Milch war im Überflüsse vorhanden; denn die Euter der Heidrun-Ziege versiegten nie. So dachten sich die alten Germanen Odins Reich, und um desselben nach dem Tode teilhaftig zu werden, kämpften sie gegen fremde

3. Geschichte des Mittelalters - S. 12

1888 - Wiesbaden : Kunze
12 Aus der deutschen Vorzeit. Völker oder wilde Tiere, um früh den Heldentod sterben und durch einen Kuß der Walküren nach Walhalla geladen werden zu können. Da Odin die edelsten und unvergänglichsten Güter bescherte, so war seine Verehrung auch die allgemeinste und feierlichste. Ihm war der Mittwoch (holl. Woensdag, engl. Wednesday) heilig. Raben saßen aus seinen Schultern, flogen aus in die Welt und brachten als treue Boten ihm Kunde zu. Odins Gemahlin war Frigg (Hulda), die Mutter der Götter, die Beschützerin der Ehe, der Familie und des häuslichen Glückes. Mit dem Namen Bertha (Berchtha) wurde sie als die glänzende Himmelskönigin bezeichnet, die zuweilen das Land durchzog, die Fleißigen segnete und die Faulen strafte. Blätter und Holz, von ihr verschenkt, verwandelten sich in Gold. Nus diesem segensreichen Umzuge entstand die Sage von der wilden Jagd der Frau Holle, aus Wodan wurde der wilde Jäger, welcher die Herbst- und Winterstürme vorstellt. Als Erdmutter hieß sie Hertha oder Nerthus. Ihr gehörte auf Rügen ein heiliger Hain. In diesem befand sich ein geweihter, mit einem Gewände verhüllter Wagen, welchen nur der Priester berühren durste. Dieser wußte es, wenn die Göttin im Heiligtum verweilte, und führte sie dann auf ihrem von Kühen gezogenen Wagen im Lande umher. Während ihres feierlichen Um- zuges herrschte überall, wo sie erschien, Friede; der Krieg konnte erst nach der Rückkehr der Göttin in den Tempel wieder beginnen. Darauf wurden Wagen, Gewänder und die Göttin selbst in einem geheimnisvollen See gebadet. Die Sklaven, deren man sich dabei bediente, kehrten nie zurück; sie verschlang der See. Frigg war die Mutter des Thor oder Donar, des mächtigen, rotbärtigen Donnergottes, der über Regen und Wolken gebot und sich durch Donner und Blitz kündete. Ihm war die Eiche geheiligt und ein Hammer als Symbol gegeben, der stets in die Hand zurückkehrte, wenn er geworfen wurde. Thor fuhr mit einem Bockgespann, welches er alle Abend verspeiste, woraus es früh wieder lebendig wurde. Böcke, Ziegen, Eichen und Hollunder waren ihm heilig, der Donnerstag ihm geweiht. Seine Verehrung zeichnete sich durch einen feierlichen Eichen-dienst aus, wahrscheinlich weil sein Donnerkeil gern alte Eichen traf* Eine Eiche Thors hieb Bonifacius bei Geismar um; mit ihr sank das Heidentum in jenen Gegenden. Dem Thor stand an Macht zunächst der Kriegsgott Ziu oder Tyr, woher der Dienstag (bei den Schwabenziestag)seinen Namen erhielt. Er hieß auch Er (von Ares) und verlieh der sächsischen Feste Eres-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 15

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 2. Göttersagen und Götterverehrung der Germanen. 15 Uchen Umzügen. Beim Beten wandte man sich nach Norden, wo man sich den Sitz der Götter dachte. Die Opfer zerfielen in Bitt-, Dank- und Sühnopfer. Zu Opfergaben wählte man Früchte, Brot, Blumen, Honig, Pferde, Rinder, Widder und andere Tiere, selbst der grausame Gebrauch der Menschenopfer (Kriegsgefangene) war nicht ausgeschlossen. Die Opfertiere wurden bekränzt und um den Altar geführt. Mit ihrem Blut wurden Altar und Volk von den Priestern besprengt. Den Göttern wurden Herz, Lunge und Eingeweide gespendet, das zubereitete Fleisch dagegen verzehrte die versammelte Gemeinde bei dem sich anschließenden Festmahl. Auch bei den täglichen Mahlzeiten gedachte man der Götter und stellte ihnen einen Teil der Speise zurück; bei Trinkgelagen trank man der Götter Minne d. h. Gedächtnis. Die Priester waren aus edlem Geschlecht und standen in hohen Ehren. Bei feierlichen Umzügen trugen sie die Göttersymbole. Sie allein durften das Heiligtum der Götter betreten ; sie holten vor Beginn eines Kriegszuges oder einer Schlacht die Einwilligung der Götter dazu ein und trugen die Götterzeichen in den Kampf. Sie deuteten den Willen der Götter aus dem Fluge der Vögel oder dem Wiehern der weißen Rosse, die in den Götterhainen gehalten wurden, und vermittelst der Runenstäbe. Dieses waren kleine, aus den Zweigen einer fruchttragenden Buche oder Eiche geschnitzte Stäbe, in welche Runenzeichen (gotisch runa = Geheimnis) eingegraben wurden. Nachdem dieses geschehen war, wurden dieselben aufs geradewohl auf ein ausgebreitetes weißes Tuch geworfen, woraus der Priester unter Gebet und, um jede Willkür auszuschließen, mit zum Himmel gerichteten Augen dreimal ein Reis aufhob und die Zeichen deutete. Wie die Priester übten auch Priest er innen die Kunst der Weissagung. Jahresfeste. Von den vier wichtigsten Festen, welche jährlich gefeiert wurden, war das erste das O st e r f e st oder Auferstchungsfest der Natur zu Ehren des Gottes Donar, der mit seinem Hammer die Eiswolken vertrieb, und seiner Schwester Ostara, welche über dem Keimen der Pflanzen wachte und die Erde mit neuem Grün schmückte. Dann loderten auf Hügeln und Bergen von mächtigen Holzstößen die Flammen auf, und mit Grün bekränzte Ziegenböcke wurden zum Lpser gebracht, während das Volk jubelnd die Feuer umtanzte. Und heute noch erinnern Ostereier und Osterhase an das Spenden neuer Lebenskeime und Früchte. Zu Ehren der lieblichen Freia, welche die Herzen der Menschen durch den Frühling entzückte, wurde auf blühender Au das Maifest gefeiert, wo Lieder und Reigen unter der fröhlichen Jugend wechselten. Im Herbst galt das Erntefest dem Gotte Wodan, dem man Feldfrüchte und auserlesene Tiere der Herden opferte und beim gemeinsamen Mahle Minne trank.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 89

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 89 und der Kaiser als das weltliche. Die Kaiserin betrachtete man als die erste Frau in der abendländischen Christenheit, und in diesem Sinne nennen die damaligen Dichter die Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, die Kaiserin des Himmels. Die Kaiserin hatte einen bestimmten Anteil an den Regierungsgeschäften; sie hatte ihre Erzbeamten wie der Kaiser. Ihr Erzpriester und Kaplan war der Abt von Kempten, ihr Erzkanzler der Fürstabt von Fulda, welcher bei der Krönung der Kaiserin die Krone vom Haupte hob, um dieselbe in seine Verwahrung zu nehmen. Die Kaiserin genoß große Vorrechte: ihr kam das Recht zu, Panisbriefe*) auszustellen, sowie die erste Bitte an die weiblichen Stifter und Klöster zu richten und weibliche Orden zu stiften. Liutgart starb 802 kinderlos. Nochmals wurde eine Vermählung Karls mit der griechischen Kaiserin Irene beabsichtigt, allein sie kam nicht zustande. Karl hielt seine Töchter zur Thätigkeit an (§. 15); sie mußten spinnen und weben und seine Kleider fertigen. So zärtlich er auch gegen seine Kinder war, so mochte ihre Ausbildung doch dadurch leiden, daß die Töchter den Vater aus allen Reisen, Jagden und Kriegszügen begleiteten. Später ermangelten sie der strengen Zucht und Sittlichkeit, weshalb sie auch nach Karls Tod den Hof Ludwigs des Frommen verlassen mußten. Selig sei die Stadt genannt, Wo ich Emma wieder fand. Es giebt noch mehrere Sagen von Karls Familie, z. B. von seinen Großeltern mütterlicherseits, von Flur und Blancheflur (Rose und Lilie), ferner von seiner verstoßenen Schwester Bertha, welche Uhland in seinen Balladen „Klein Roland" und „Roland Schildträger" benutzt hat. — Die Sage berichtet auch, daß, als die schöne Fastrade gestorben war, der Kaiser sich nicht von ihr trennen konnte, sondern sic Tag und Nacht bei sich behalten habe. Das sah der Bischof von Köln; es jammerte ihn, und er rief Gott um Hilfe an. Da vernahm er am Altar eine Stimme, die ihm zurief: „Die Ursache dieser seltsamen Liebe des Kaisers liegt unter der Zunge der verstorbenen Frau." Der Bischof begab sich zur Leiche, öffnete den Mund derselben und fand hier einen kleinen Ring mit einem Edelstein, den er herausnahm. Der Kaiser war geheilt, ließ die Leiche bestatten und zeigte seitdem große Zuneigung zu dem Bischof, von dem er sich nicht trennen mochte. Dieser warf zuletzt den Ring in die Quelle von Aachen; seitdem fühlte sich Karl gleichsam an jene Stätte gebannt, erbaute daselbst einen Polast und beschloß in demselben auch sein Leben. *) Unter einem Panisbrief oder Brotbrief verstand man die schriftliche Empfehlung einer Person an ein Stift oder Kloster, dieselbe auf eine bestimmte Zeit oder lebenslänglich zu versorgen.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1888 - Wiesbaden : Kunze
108 Zweite Periode des Mittelalters. Mehrere Empörungen im Innern, die zu Anfang seiner Regierung entstanden waren, unterdrückte er mit starker Hand, dann wandte er sich dem Osten zu. Dort hatte der mächtige Polenherzog Boleslav der Ruhmreiche, der sein Reich bis zur Wolga ausgedehnt hatte, sich erhoben, Böhmen und die Länder bis zur Elbe von dem deutschen Reiche losgerissen. Heinrich mußte drei Kriegszüge gegen ihn unternehmen, er drang in Böhmen, dann in Polen ein und nötigte ihn endlich 1018 zum Frieden, durch welchen Böhmen dem deutschen Reiche verblieb, die Lausitz dagegen dem Polenherzog als kaiserliches Lehen übergeben wurde. Zur Beförderung der Kultur im Osten stiftete Heinrich das Bistum Bamberg und stattete es reichlich aus. Die Wenden in Mecklenburg und Holstein, welche unter Otto Iii. vom Reiche abgefallen und zum Heidentum zurückgekehrt waren, bekämpfte er ebenfalls, ihre Unterwerfung gelang jedoch erst seinem Nachfolger. An der Westgrenze besiegte er den Markgrafen von Flandern und seine Verwandten, die sich in Luxemburg erhoben hatten. Ferner verschaffte er dem deutschen Reiche die Aussicht auf die Erwerbung von Burgund (§. 18). König Rudolf Iii. von Burgund, der Bruder feiner Mutter, war nämlich kinderlos und setzte ihn zum Erben ein. Durch zwei Züge gegen den widerstrebenden burgundischen Adel erhielt Heinrich 1016 die Zusicherung der Erbschaft. Zwischen die Kämpfe im Osten und Westen des Reiches fallen drei Züge nach Italien. In der Lombardei hatte sich Markgraf Harduin von Jvrea zum König aufgeworfen und beabsichtigte, Italien zu einem von Deutschland unabhängigen Königreich zu erheben. Auf dem ersten Zuge wurde Harduin vertrieben, und Heinrich zog in Pavia ein, wo er sich 1004 die lombardische Königskrone auffetzte und einer Empörung glücklich entging. Im Jahre 1013 zog er abermals über die Alpen, unterdrückte die von neuem in Oberitalien entstandenen Unruhen und kam nach Rom, wo er mit seiner Gemahlin Kunigunde 1014 die Kaiserkrone empfing, bei welcher Gelegenheit ihm Papst Benedikt Viii. einen goldenen, reich mit Edelsteinen und einem Kreuz gezierten Reichsapfel als Sinnbild der Reichs-geroalt darreichte. Die dritte Romfahrt unternahm er 1021 in voller Kaisermacht. Um das kaiserliche Ansehen auch in Unteritalien zu erneuern, roo die Griechen sich mit den Sarazenen auf Sizilien um die Herrschaft stritten, zog er nach Süden. Er nahm abenteuernde Normannen, die auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem dort gelandet waren, in Sold, eroberte Benevent, Neapel, Salerno und trieb die

7. Geschichte des Mittelalters - S. 117

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 4. Gregor Vii. 117 er warf den rechtmäßigen Erben, den Herzog Magnus, ins Gefängnis, legte Burgen und Schlösser an und Besatzungen hinein, welche greulichen Unfug trieben. Dabei verbreitete sich das Gerücht, Heinrich habe mit den Dänen einen Bund zur Bewältigung Thüringens und Sachsens geschlossen. Jetzt einigten sich die sächsischen Großen unter Ottos Führung zum Kampfe auf Leben und Tod. Plötzlich entbot sie Heinrich zu einer Unterredung nach Goslar, und es schien, als wünsche er eine Aussöhnung. Als die sächsischen Großen anlangten, ließ sie Heinrich einen ganzen Tag im Vorzimmer vergeblich warten, während er mit Würfelspiel sich die Zeit vertrieb und dann heimlich die Stadt verließ. Diese schnöde Behandlung empörte die Sachsen noch mehr, und sie forderten jetzt (1073) von dem Könige, daß er die Burgen in ihrem Lande abtragen lasse, mit seinem Hoflager das Sachsenland verlasse, sich mit bessern Räten umgebe und seine edle Gemahlin besser behandle. Andernfalls würden sie für den christlichen Glauben und die Freiheit ihres Vaterlandes bis zum letzten Atemzüge gegen ihn streiten. Doch Heinrich entließ die sächsischen Abgeordneten abermals mit Hohn und Spott. Da brachen die Sachsen mit 60000 Mann auf und erschienen vor der Harzburg bei Goslar. Mit Mühe entschlüpfte der geängstigte König und erklärte sich bereit nachzugeben. Allein die Erbitterung der Sachsen kannte keine Schranken, alles wurde zerstört und selbst die Gräber der Verwandten des Königs entweiht. Dieses wüste Treiben führte viele der rheinischen und süddeutschen Fürsten und Städte aus Heinrichs Seite. Er bot nun alles auf, die Sachsen seinen Zorn fühlen zu lassen; sie wurden bei Hohenburg an der Unstrut 1075 besiegt, woraus Heinrich alle Fürsten und Geistlichen, die er für feine Gegner hielt, einkerkern, ihre Güter an andere verteilen und die gebrochenen Burgen wieder herstellen ließ. In dieser Not wandten sich die Sachsen, was noch nie geschehen war, an den Papst Gregor Vii. und baten um den Schutz der Kirche gegen die Bedrückungen des Kaisers und seiner Räte. 4. Papst Gregor Vii., der Gründer der römischen Hierarchie. Gregor Vii. erblickte 1020 zu Saona in Toskana, wie die gewöhnliche Angabe lautet, als Sohn eines Zimmermannes namens Hildebrand das Licht der Welt. Wie die Verhältnisse, in denen der Knabe geboren war, so soll auch seine äußere Erscheinung nicht im geringsten der schöpferischen geistigen Kraft, welche in der unschein-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 199

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Das Rittertum und die Ritterorden. 199 lichen gegen die Turniere Einsprache erhoben und zuletzt den Gefallenen ein christliches Begräbnis versagten. Nach vollendetem Zweikampfe (zuweilen stritten auch ganze Scharen mit einander) erstatteten die Herolde, denen die Handhabung der Turniergesetze oblag, ihren Bericht ab. Wer die meisten Gegner aus dem Sattel gehoben hatte, dem erkannten die Kampfrichter den Dank zu, einen Helm, ein Schwert, eine goldene Kette, eine gestickte Feldbinde oder irgend ein anderes Kleinod, welches die schönste unter den anwesenden Frauen dem Sieger überreichte. Darnach begann der muntere Festschmaus. Sonst lebten die Ritter auf ihren Burgen im Kreife ihrer Familie und Dienstleute, besuchten die Jagd, sangen zur Laute oder ritten auf Abenteuer aus. Fahrende Ritter, d. h. solche, welche kein Eigentum hatten, durchstreiften die Länder, besuchten ihre Standesgenossen, erhielten köstliche Bewirtung und erzählten dann von ihren Fahrten Wahres und Erdichtetes. Ritterburgen. Bei der Anlage der Ritterburgen sah man vorzugsweise auf Sicherheit und Festigkeit. Die Mauern des Erdgeschosses waren sehr fest und dienten als Wälle; viele Burgen lagen hoch auf Bergesgipfeln oder waren mit Mauern und Gräben umgeben. In die Burg führte eine Fallbrücke, welche aufgezogen wurde, und ein Thorweg. Von da gelangte man auf den Burghof, der von Gebäuden rings umschlossen war. Das Hauptgebäude daselbst war der geschmückte Pallas. Derselbe enthielt als größten und schönsten Raum den Rittersaal. Hier hingen die Waffen, Siegeszeichen und Ahnenbilder des Ritters, hier bewirtete er feine Gäste, hier lauschte er den Liedern fahrender Sänger, hier verscheuchte er, wenn draußen Stürme und Unwetter hausten, bei Würfelspiel und Becherklang die tödliche Langeweile. Der obere Stock enthielt die Wohnung (Kemenate) und Schlafgemächer, wo er nicht ausreichte, schloß sich ein Nebengebäude zu gleichen Zwecken an. In der Nähe lag die Kapelle. Die höchste Stelle der . Burg nahm der B u r g s r i e d , ein starker, hoher Wartturm ein, der in Zeiten der Not als letzte Zufluchtsstätte diente. Der Eingang zu demselben lag deshalb etwa 10 m über dem Boden, in der Tiefe befand sich das finstere, schauerliche Burgverließ, wo die Gefangenen schmachten mußten, in der Höhe der Raum für den Turmwart, welcher wie der Thorwächter bei Tag und bei Nacht Ausschau halten und auf alles, was in Sicht kam, achten mußte. Größere Burgen hatten noch eine äußere Umfassung. Der Raum zwischen dieser und der inneren Burg ent-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 200

1888 - Wiesbaden : Kunze
200 Dritte Periode des Mittelalters. hielt dann die Wirtschaftsgebäude, die Wohnungen für Knechte und Dienstleute, einen Platz für ritterliche Übungen, den von Linden beschatteten Brunnen und den sorglich gepflegten Burggarten. Rings um die Burg hatten sich in Hütten die hörigen Leute angesiedelt. Das Rittertum war im Anfange eine liebliche und wohlthätige Erscheinung zum Schutze der Kirche und der bedrückten Unschuld; aber es artete aus. Von ihren luftigen Höhen stürmten später Ritter und Reisige ins Thal, plünderten die Wanderer und Kaufleute, die Bauern und Städter und übten das Faustrecht. Viele Bündnisse entstanden gegen die Vergewaltigungen der Ritter, welche Sitte und Gesetz mit Füßen traten und an die Stelle göttlicher und mensch-licher Satzungen das Recht des Stärkeren setzten. Die Erfindung des Schießpulvers, sowie das Emporkommen des Bürger- und Bauernstandes machten dem Rittertum ein Ende. Die drei geistlichen Ritterorden. Die schönste Blüte hat das Rittertum in den großen geistlichen Ritterorden getrieben, welche durch die innige Verbindung andächtigen Glaubenseifers und unerschütterlicher Tapferkeit ein Muster echt christlichen Sinnes wurden; es waren dies der Johanniter-, der Tempelherrn- und der deutsche Ritterorden. Der Iohanniterorden war aus einem Benediktinerkloster hervorgegangen, das 1048 Kaufleute aus Amalfi gestiftet hatten. Es war dies ein Hospital des heiligen Johannes zur Pflege armer, kranker Pilger. Noch vor Jerusalems Eroberung (1099) hatten die Glieder des Ordens das Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams abgelegt. Als noch ein viertes Gelübde hinzukam, die Waffen zur Verteidigung der Religion zu führen, teilten sich die Ordensmitglieder in drei Klassen : Priester, Ritter und dienende Brüder. Ordenskleid war ein schwarzer Mantel mit weißem Kreuze; der Vorsteher des Ordens hieß Großmeister. Nach dem Verluste von Palästina ließen sich die Ordensritter 1291 auf Cypern nieder, eroberten 1309 Rhodus, woher sie auch Rhobiferritter heißen, und behaupteten sich hier gegen die Türken bis 1522. Nach dem Verluste von Cypern und Rhodus an die Türken schenkte ihnen Karl V. die Inseln Malta, Gozzo und Eomino nebst Tripolis in Afrika, weshalb sie auch Malteserritter genannt werden. Napoleon I. hob (1798) den Orden auf; derselbe ist aber durch Östreich wieder hergestellt worden und hat viele seiner Güter zurück erhalten. Die Ordensglieder residieren seit 1831 in Rom. In Preußen wurde er 1812 wieder ausgerichtet und 1852 zur Pflege im Kampfe Verwundeter erneuert.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 307

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 307 gareta von England feierte, wurde ein nie gesehener Glanz entfaltet. Bei dem Gastmahle erschien zuerst ein großes Einhorn mit einem Panther auf dem Rücken, welcher in der einen Klaue das Banner Englands, in der andern eine Margaretenblume trug. Das Einhorn ging um alle Tafeln herum und blieb endlich vor dem Herzog stehen, welchem die Blume mit einer Anrede überreicht wurde. Dann kam ein vergoldeter Löwe, der eine Schäferin mit dem Banner Burgunds trug, und zum großen Jubel ein zärtliches Lied auf die Neuvermählte sang. Endlich erschien ein Kamel mit einem Sarazenen, welcher beim Herumreiten allerlei ausländische Vögel aus einem Korbe zog und auf die Tafel warf. Man nannte dergleichen Schauspiele Entremets. Am dritten Tage des Festes kam ein Turm, aus dessen Fenstern sechs Bären den Baß brummten, denen zwöls Wölfe und Böcke mit Pfeifen und Flöten und dann Esel folgten, die köstlich sangen. Dann tanzten die Affen einen maurischen Tanz um den Turm. Hiernach folgte ein Walfisch, aus dem zwölf wilde Männer sprangen und miteinander kämpften. Wie die Straßburger Chronik erzählt, trugen Karl und Margareta goldene Kleider; auch war der Festsaal mit goldenen Tüchern behängen. Das Essen wurde täglich auf 800 großen silbernen Platten ausgetragen. 3. Die Frauen am Hofe. Die Veränderungen im Hofleben übten auch Einfluß auf die Stellung des weiblichen Geschlechts. Früher waren die Frauen in einer dem Manne mehr untergeordneten Stellung, rate das aus manchen Gebräuchen ersichtlich ist. Könige gingen ihren Bräuten und Frauen nur bis an die Treppe oder das Thor entgegen, roo diese niederknieten. Wollten die Frauen etwas erbitten, so redeten sie erst, wenn sie knieten. Sie redeten den König mit Monseigneur an; die Frauen wurden nicht Madame, sondern Dame genannt. Erst im 15. Jahrhundert wurde Madame die ehrende Bezeichnung einer Rittersfrau; solche, deren Männer noch nicht den Ritterschlag empfangen hatten, wurden Damoiselles ober Demoiselles angeredet. Als Ludwig Xi. als Dauphin 1456 bei Philipp von Burgunb Schutz suchte, kamen beffen Gemahlin und Schwiegertochter ihm bis ans äußerste Schloßthor entgegen, und knieten vor ihm nieber. Ludwig bot der Herzogin den Arm, allein sie lehnte biefe ihr nicht gebührenbe Ehre ab, führte ihn in feine Gemächer und verbeugte sich tief, als sie sich von ihm verabschiebete. Dies änberte sich vorzugsweise durch Anna von Bretagne, die Gemahlin der französischen Könige Karl Viii. und Ludwig Xii. Sie erhielt zunächst die Einkünfte und Verwaltung ihres Erblanbes für sich und 20*
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